15. Greifswalder Workshop - 22 bis 24. Februar 2016

Lehrstuhl für Altes Testament

Zum nun schon fünfzehnten Mal laden wir herzlich zum Greifswalder Workshop und damit zur vertieften Arbeit an biblischen Texten, zum regen Austausch über methodenspezifische Gesichtspunkte, den Greifswalder Ansatz der text- und kommunikationspragmatischen Exegese sowie einer Lesehermeneutik der Behutsamkeit. Im Workshop geht es um grundsätzliche Fragen zur Texttheorie, aber auch um Probleme der Textempirie, der Erfassung, Darstellung und Auswertung textempirischer Beobachtungen, die an praktischen Beispielen erörtert werden.

Der Greifswalder Workshop widmet sich in diesem Jahr der josianischen Reform in ihrer Darstellung nach dem Deuteronomistischen Geschichtswerk in 2Kön 22–23. Schwerpunkte der Referate und der Diskussion werden Fragen der Textstruktur, vor allem in 2Kön 23, syntaktische sowie semantischer Probleme, Fragen der Textkohärenz und Rückfragen an den historischen Gehalt sowie die implizite Ikonographie bzw. den Vergleich mit archäologischen Einsichten bieten:


Christof Hardmeier: 2 Kön 22-23 als historische und literarhistorische Quelle, mit besonderer Berücksichtigung von 2 Kön 23

Schwerpunkt der detaillierten Textarbeit wird auf 2 Kön 23,1-24 ("Reformbericht", siehe: Hardmeier, König Joschija, ab Teil 3.2, S.116ff.) und darin besonders auf den Beobachtungen und Argumentationen zu 23,4-15 (Teile 3.2.3 bis 3.2.5, S. 121-133 und Teil 4, S. 133-145) liegen, während ich auf die weiteren dtr. Teiltexte in 2 Kön 22f. im Horizont des DtrG (Teil 2 bis 3.1.4, S. 90-116) nur zusammenfassend und im Blick auf den Gesamtaufbau der Kapitel eingehen und die methodologischen Grundsätze (Teil 1, S. 81-90) zum Einstieg kurz beleuchten werde.

Literatur:
C. Hardmeier, König Joschija in der Klimax des DtrG (2Reg 22f.) und das vordtr Dokument einer Kultreform am Residenzort (23,4-15*). Quellenkritik, Vorstufenrekonstruktion und Geschichtstheologie in 2Reg 22f., in: R. Lux (Hg.), Erzählte Geschichte. Beiträge zur narrativen Kultur im alten Israel, BThSt 40, Neukirchen-Vluyn 2000, 81-145.

Regine Hunziker-Rodewald

Der Vergleich von Elementen der religiösen Reform von Sanherib (704-681) in neuassyrischen Texten mit der Reform Joschijas, wie sie in 2. Könige 22-23 gezeichnet wird, zeigt bemerkenswerte Parallelen, die auf ein Muster schliessen lassen, für dessen charakteristische Eigenheit die Intention einer kultischen „Neutralisierung“ bestimmend ist.

Literatur:
Chamaza, Vera G.W., Die Omnipotenz Aššurs. Entwicklungen in der Aššur-Theologie unter den Sargoniden Sargon II., Sanherib und Asarhaddon, AOAT 295, Münster, Ugarit-Verlag, 2002, 71-167.
Frahm, Eckart, Einleitung in die Sanherib-Inschriften, Archiv für Orientforschung. Beiheft 26, Horn, Berger, 1997, 282-288.

Michael Pietsch: Die Reform Josias. Literarische Erkundungen zu 2Kön 23

Die Interpretation des Berichts über die Kultreform des Königs Josia von Juda sieht sich vor eine Vielzahl literatur- und religionsgeschichtlicher Probleme gestellt, deren Bearbeitung höchst divergente Ergebnisse zeitigt. Alter, Kohärenz und Pragmatik des Abschnitts werden in der Forschung kontrovers diskutiert und sein historischer Informationswert wird je nach hermeneutischen Vorgaben der Auslegung unterschiedlich beurteilt. In der gemeinsamen Arbeit am biblischen Text sollen dessen syntaktische und semantische Struktur, seine literarische Kohärenz sowie seine kompositorische Einbindung in die Geschichtskonzeption der Königebücher untersucht werden, um abschließend der Frage nach dem Verhältnis zwischen der Welt der Erzählung und der Welt des Erzählers nachzugehen.

Literatur:
C. Hardmeier, König Joschija in der Klimax des DtrG (2Reg 22f.) und das vordtr Dokument einer Kultreform am Residenzort (23,4-15*). Quellenkritik, Vorstufenrekonstruktion und Geschichtstheologie in 2Reg 22f., in: R. Lux (Hg.), Erzählte Geschichte. Beiträge zur narrativen Kultur im alten Israel, BThSt 40, Neukirchen-Vluyn 2000, 81-145.
H.-D. Hoffmann, Reform und Reformen. Untersuchungen zu einem Grundthema der deuteronomistischen Geschichtsschreibung, AThANT 66, Zürich 1980, 208-263.
C. Levin, Josia im deuteronomistischen Geschichtswerk, in: ders., Fortschreibungen. Gesammelte Studien zum Alten Testament, BZAW 316, Berlin/New York 2003, 198-216.
M. Pietsch, Die Kultreform Josias. Studien zur Religionsgeschichte Israels in der späten Königszeit (FAT 86), Tübingen 2013.

Christoph Uehlinger: Religionsgeschichtliche Erwägungen zur josianischen Reform

Ich würde von meinem früheren Aufsatz ausgehen und
reflektieren, ob und ggf. wie sich heute der Primärquellenbefund darstellt,
welchen Blick ich aus der Distanz von etlichen Jahren und einer anderen Disziplin auf meine frühere Arbeit werfe, evtl.
aber nur am Rand, wie sich die exegetische Diskussion seither bewegt oder gedreht hat.

Literatur:

O. Keel/Chr. Uehlinger, Göttinnen, Götter und Gottessymbole. Neue Erkenntnisse zur Religionsgeschichte Kanaans und Israels aufgrund bislang unerschlossener ikonographischer Quellen (QD 134), Freiburg i. Br./Basel/Wien 11992 [mit einem Nachwort von Florian Lippke, Fribourg 62010].
Chr. Uehlinger, Gab es eine joschijanische Kultreform? Plädoyer für ein begründetes Minimum, in: Walter Groß (Hg.), Jeremia und die „deuteronomistische Bewegung“ (BBB 98), Weinheim 1995, 57–89.
L. L. Grabbe (ed.), Good Kings/Bad Kings: The Kingdom of Judah in the Seventh Century (European Seminar in Historical Methodology, 5; Library of Hebrew Bible/Old Testament Studies, 393), London – New York: Continuum, 2005 (ppb 2007), 279-316.  

Informationen

Programm 2016 (Anmeldeschluss: 10. Februar 2016)

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